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Chinesische Medizin & Akupunktur bei Haarausfall?
9. September 2019 - Dr. Jens Meyer
Kann chinesische Medizin bei Haarausfall helfen? Das kommt vor allem darauf an, um welche Art des Haarausfalls es sich handelt. Der erblich-bedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) zum Beispiel gehört nicht dazu. Er führt bei Männern zu "Geheimratsecken", zu einer "Platte" zu einer "Glatze", bei Frauen hingegen meist zu einer Lichtung im Bereich des Mittelscheitels. Für die Behandlung der androgenetischen Alopezie gibt es wirksame Präparate aus der westlichen Medizin wie Minoxidil und Finasterid, die aufgrund der genetischen Veranlagung dauerhaft angewendet werden müssen. Eine Behandlung mit chinesischer Medizin erscheint uns bei dieser Art des Haarausfalls daher nicht sinnvoll.
Bei diffusem Haarausfall sieht das anders aus. Er führt zu einer Ausdünnung der Haare am gesamten Kopfbereich ohne erkennbares Ausfallsmuster und betrifft vor allem die Frauen. Mögliche Ursachen für diffusen Haarausfall sind das An- oder Absetzen von Antibabypillen, die Hormonumstellungen nach der Geburt, Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen, die Einnahme von bestimmten Medikamenten, Crash-Diäten, Operationen in Vollnarkose, fieberhafte Erkrankungen oder Stressepisoden.
Viele Frauen berichten im Spätsommer bzw. Herbst und etwas seltener im Frühjahr über verstärkten Haarausfall. Dieser diffuse saisonal verstärkte Haarausfall reguliert sich in den meisten Fällen von selbst wieder. Einige Frauen haben über Jahre starken diffusen Haarausfall mit Verlust von 150 bis 400 Haaren (normal etwa 100 Haare) täglich, ohne erkennbare Ursache. Die Anzahl langer Haare (Volumen des "Pferdeschwanzes") nimmt dabei deutlich ab, nicht jedoch die Haarwurzeldichte. Diese Erscheinung heißt chronisches Telogeneseffluvium (chronischer Haarausfall mit hohem Prozentsatz an Haaren in der Ausfallsphase). Dies ist ein bekanntes und eigentlich harmloses, aber psychisch oft sehr belastendes Phänomen.
Bei diffusem Haarausfall können die chinesische Therapieverfahren wie zum Beispiel die Akupunktur und die chinesische Arzneimitteltherapie der westlichen Medizin oft hilfreich zur Seite stehen. Wichtig sind die individuelle Diagnostik und Therapie, da diese Art des Haarausfalls sehr unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben kann. Auch gibt es zumeist nicht "die eine Ursache, die endlich gefunden werden muss", sondern ein Zusammentreffen unterschiedlicher, mitunter schon länger bestehender Gründe.
Eine weitere Art von Haarausfall ist der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata), der in jedem Lebensalter auftreten kann und typischerweise zu einer oder mehreren runden kahle Stellen an der Kopfhaut führt. Darüber hinaus gibt es ausgedehnte Formen wie zum Beispiel die Alopecia areata reticularis (netzförmiger Typ). Von einer Alopecia areata totalis spricht man, wenn alle Haare auf dem Kopf ausfallen. Es können zusätzlich auch alle Haare des Körpers ausfallen, was wiederum Alopecia areata universalis genannt wird.
Niemand kennt bisher die genauen Ursachen der Alopecia areata. Man nimmt an, dass Immunzellen, die sich eigentlich um die Abwehr von Viren, Bakterien und Pilzen kümmern sollen, ihre Aktivität gegen die Zellen in den Haarwurzeln des eigenen Körpers richten. Die Haare werden somit vom Immunsystem als "fremd" erkannt und deshalb abgestoßen. Die Alopecia areata gehört somit zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen.
Kann chinesische Medizin bei einer Alopecia areata helfen? Kleine Herde heilen oft auch ohne Behandlung von selbst ab. Bei mittelgradig ausgeprägten Verläufen kann die chinesische Medizin mit verschiedenen Techniken der Akupunktur und chinesischer Arzneimitteltherapie durchaus dabei helfen, das Wachstum der Haarfollikel wieder anzustoßen. Ausgeprägte Formen, die den ganzen Kopf bzw. den ganzen Körper betreffen und schon seit Jahren bestehen, sind jedoch unserer Erfahrung nach einer Behandlung mit chinesischer Medizin nicht zugänglich.
Unterschiedliche Erkrankungen der Kopfhaut können zu vernarbendem Haarausfall führen. Wenn eine chronische Entzündungsreaktion der Kopfhaut für die Narbenbildung verantwortlich ist, wie zum Beispiel beim Lichen planopilaris, lässt sich dieser Prozess mitunter durch chinesische Medizin in Kombination mit der Plasmatherapie aufhalten oder stoppen, so dass keine weiteren narbigen Areale entstehen. Dort wo bereits Narben entstanden sind, können die Haare jedoch nicht nachwachsen.
Zur genauen Beurteilung und Dokumentation von Haarausfall und Problemen der Kopfhaut kommt in unserer Praxis ein computergestütztes Auflichtmikroskop zum Einsatz, mit dem auch kleine Bereiche der Kopfhaut auf Bildschirmgröße dargestellt werden können (siehe Abbildung). Ausführliche Informationen zum Thema Haarausfall finden Sie im Internet auf dem Portal www.Haarerkrankungen.de
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